Doug Sahm - The Return of Wayne Douglas

 

 

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Lange, lange hat es gedauert, aber jetzt ist Weihnachten für uns Vinyl-Sir Douglas-Aficionados: Doug Sahm's letzte Veröffentlichung vor seinem Tod ist jetzt auch auf Vinyl erhältlich.

Wenn man sich unter den Fans herumhörte, welche Platte/CD von Doug am öftesten aufgelegt wird, bekommt man meistens zur Antwort: seine letzte. Sie ist irgendwie das Vermächtnis des grossartigen Künstlers. Zwar liegt der Schwerpunkt auf der eher countyesken Seite; Blues, Tex-Mex, Rock, Jazz und Pop fehlen hier gänzlich, aber wenn man sich an Doug Sahm zurück erinnert, taucht sicher als erstes das Bild auf, das Doug auf dieser Platte verkörpert: Der rastlose Wanderer zwischen Pedal Steel und Dylan aus dem Soap Creek Saloon in Austin.

Möglich gemacht hat diese Veröffentlichung das kleine Plattenlabel STEADYBOY RECORDS aus Austin, das dem Musiker Freddie Krk gehört, der übrigens als Drummer auch immer wieder für Sir Doug tätig war.

Mit dieser Platte passiert einem, was sonst eher selten mehr passiert: Wenn die Nadel in der Auslaufrille ist, setzt man sie unwillkürlich wieder an den Anfang, öffnet ein neues Shiner Light und ist mit seinen Hippieträumen wieder mitten drin im Cowboy Peyton Place. Toll, dass auch Doug's Telefonbeantworter zum Schluss zu hören ist, der uns mitteilt, dass er gerade am Kühe melken sei.

Sehr schön das Innersleeve mit den Liner notes von Rush Evans und dem Bild vom Posterkünstler Jerry Awn, der schon das Albumcover von Groover's Paradise gezeichnet hatte.

Und für die digitalen Freaks gibt es auch einen Coupon für den Gratis-Download. Und das alles für 12.90$ + Portogebühren von www.steadyboyrecords.com.

 

 

 

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Midnight To Six

 

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Kürzlich beim Aufräumen kam mir dieses liebevoll gestaltete Büchlein in die Finger. Es beinhaltet eine CD und ein Booklet mit Angaben zu Musik und Band. Und sofort tauchte aus der Erinnerung eine Gruppe auf, die mich in den Neunzigerjahren immer wieder begeistert hatte: Midnight To Six. Eine Band, die damals zwei meiner musikalischen Vorlieben vereinte: Der irisch-folkige Punk der Pogues und der Tex-Mex-Groove, den so viele Austin-Bands beherrschten. Ich schob die CD rein und da war er wieder, der Sound, atemlos vorwärtspeitschend, rhythmisch und doch melodiös, mit einem Sänger, der Geschichten erzählt, hier im ersten Song sich wieder einmal die Zeit zwischen Mitternacht und Tagesbeginn um die Ohren schlägt, die Leute beobachtet, die vorgeben, Hämmer zu sein und ihm doch nur wie Nägel vorkommen.

Gelegenheit also, wieder einmal meine Mt6-Platten aus dem Regal zu holen:

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Der Erstling von 1989 (16 Tons Records 16-EP-1) als Maxi-Single mit 5 Songs und 45 Touren, die zu meiner Überraschung noch ein einseitige 7"-Single enthielt. Die Besetzung: die beiden Maeschi-Brüder Netz (Gesang und Guitar) und Buzz (Bass), Jimmy Gmür an Akkordeon und Tasten und Dani d'Aujourd'hui am Schlagzeug.

 

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Die erste LP der Band (1990, 16 Tons Records, Midnite 162). Die Band tönt schon viel professioneller und vielseitiger als auf dem Erstling. Karin Diblitz gibt ihren Einstand als Sängerin bei einem Song.

 

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Die Platte wurde 1992 in Austin (Texas) eingespielt (16 Tons Records, Midnite 164). Lokale Grössen produzierten mit und/oder leisteten einen musikalischen Beitrag. (Brent Wilson, Conni Hancock, Ted Roddy, Tomas Ramirez).

 

Midnight to six

Die endgültige Besetzung mit Karin Diblitz, Netz Maeschi, Dani d'Aujourd'hui, Buzz Maeschi und Jimmy Gmür.

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Die Single-Auskopplung aus der Lp "Trains, Carwrecks and Heartaches" (16 Tons Records, Midnite 163)

 

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Hi-Lo Music (1993, 16 Tons Records, Midnite 165) wurde mit grosser Kelle angerührt: Dave Alvin (Blasters) produzierte in LA, die halben Lobos machten mit (Bob Dylan dachte sich, was den Midnight To Six recht war, soll für mich gut sein und holte auch David Hidalgo für seine neue LP), Greg Leisz spielte Pedal Steel (genauso wie dieses Jahr in der Eric Clapton-Band). Mit einem grossartigen Cesar Rosas bei "Get Along". Ein Platte für die Insel!

 

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Der Ausklang als Limited Edition (1994, 16 Tons Records, Midnite 165). Womit es der Band gelungen ist, Dave Alvin, Greg Leisz und Rösli Flores nach Uznach im St. Gallischen zu locken, ist mir ein Rätsel und grenzt an ein Wunder.

 

Leider nicht auf Vinyl, sondern nur auf CD: 4Tracker (COD Records, Fun Key 38020). Eine CD für die Insel, wenn man mit wenig Gepäck auskommen muss. Drei der vier Tracks sind schon auf der Tighten Up.

 

Dann war leider Schluss mit der besten Schweizer Band, seit die Hula Hawaiians in den Fünfzigerjahren den Rock'n'Roll in die Schweiz eingeführt haben. Wer mehr wissen will oder auf der Suche nach Vinyl oder CD ist, saugt am besten bei den beiden Maeschi-Brüdern an, die beide in Zürich einen Record-Shop führen!

 

 

 

Doug Sahm in den Siebzigern

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DVD: New West Records 6 07396-8047-2 6, auch als CD erhältlich

 

Für uns Sir Douglas-Aficionados ist die Epoche zwischen der Atlantic-Platte mit Bob Dylan und der Wiedergeburt des Quintets mit Border Wave ein relativ unbeleuchtetes Kapitel in Doug Sahms Wirken. Die ganze Groover-Paradise-Zeit in Austin ist eher legendenumrankt und nur in Stichworten dokumentiert: Psychedelic Cowboy, Soap Creek Saloon, Armadillo World Headquarters und drei, vier wenig erfolgreiche aber nichtsdestotrotz interessante Alben.
Soeben erschien aber eine DVD, die den Fokus auf dieses Zeitepoche richtet. "Live from Austin City Limits" bringt ein einstündiges Konzert vom 14. November 1975 mit Doug Sahm und seiner Band.
Nachdem man den Player herzklopfend mit der neuen DVD gefüttert hat, sind natürlich alle Sensoren zu 100% auf Empfang gestellt und die Erwartungshaltung ist dementsprechend hoch.
Und wir werden nicht enttäuscht: Ein Sahm in Hochform, eine kompetente Band mit Augie, Jack Barber und Harry Hess als Pedalsteeler, eine breite Songauswahl ohne Hänger, was will man mehr. Bild- und Tonqualität sind überraschend gut für ein Ereignis, das schon mehr als 30 Jahre zurückliegt. Doug Sahm als Fiddler (bisher selten gesehen), als Blueser (eindrücklich) und mit einer Elvis-Parodie (amüsant) zeigt sein breites musikalisches Spektrum. Eine Musik, die aus tiefem Herzen kommt und tief zu Herzen geht.
Einzig das Publikum aus dem Groover Paradise groovt ein bisschen brav. Zwar wird artig applaudiert und die Band zum Schluss stehend verabschiedet. Aber wo sind die Hippies und die Rednecks, die Ausgeflippten und die Hänger, wo sind die Haschwolken und die Budweisers? Oder ist die ganze wilde Szenerie nur der überbordenen und idealisierenden Vorstellungskraft eines leider nicht Dabeigewesenen entsprungen, der beim Stichwort Soap Creek Saloon schon ins Hyperventilieren kommt?

 

Andenken an Doug Sahm

 

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Ein heisser Tipp von Gerd aus Deutschland für alle Doug Sahm Fans: Die neue Platte der Red Dirt Rangers aus Oklahoma, ‚Motel Ranger’. Nicht nur, dass sich die Band als Fan des Texas Tornado outet, nein, die Musiker haben auch Augie Meyers für die Produktion ihrer neuen Scheibe beigezogen. Und das tönt dann auf einigen Tracks so nach Sir Douglas Quintet oder Texas Tornados, dass man feuchte Augen bekommen könnte, wenn man nicht den Red Dirt Ranger heraushängen müsste.
Anspieltipp ist natürlich ‚Psychedelic Cowboy’ (Song for Sir Doug), eine Verbeugung vor dem Meister mit dem obligaten Augie-Örgeli.
In diesem Zusammenhang bietet es sich natürlich geradezu an, wieder einmal im Sir Doug-Gedenkplatten-Abteil herumzustöbern.


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Da wären einmal die ‚Bottle Rockets’ mit ‚Songs of Sahm’, die es sogar auf Vinyl gibt. 13 Sahm-Songs, darunter auch weniger bekannte wie ‚Sunday Sunny Mill Valley Groove Day’ oder ‚I’m Not That Kat Anymore’. Beim Anhören der Platte bekommt man richtig Lust, die Songs in der Originalversion aufzulegen. Man vermisst das typische Texas-Feeling, das bei Sir Doug immer sofort rüberkommt. Die Idee, die Songs möglichst nahe am Original zu interpretieren, musste scheitern, weil es schlicht nicht möglich ist, das Original jeweils zu toppen.

 

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Darum schnell gewechselt zu einer CD, die schlicht mit ,Shawn Sahm’ betitelt ist. Und das ist ein ganz anderes Kaliber. Shawn, der knietief in die Fussstapfen seines Vaters tritt, hat hier ein Meisterwerk vorgelegt. Erfolgsgarantie sind sicher auch die Musiker, die er für dieses Projekt um sich geschart hat: Der ganze Quintet/Tornados-Kuchen ist dabei: Augie, Flaco, Speedy Sparks, Jack Barber, Johnny Perez, George Rains, Neal Walker, Max Baca, Clay Meyers … Da ist er wieder da, dieser Texas-Groove, der einen nie mehr los lässt, wenn man von ihm einmal infiziert wurde. Und der einen dazu verleitet, im Internet die beste Flugverbindung nach Austin TX zu suchen. Klar, Shawn hat (noch) nicht Dougs heisere Soulstimme, aber er ist ein guter Gitarrist und hat sein Handwerk in der Band seines Daddys gelernt. Gerne erinnert man sich an die Austin-City-Limits-DVD, die einen damals 15jährigen Shawn Seite an Seite mit seinem Vater im Sir Douglas Quintet zeigt.
Dass von den 12 Songs dieses Albums das meiste Eigenkompositionen sind, zeigt das Potential, das der Junge von seinem Vater geerbt hat. Absolut empfehlenswert!
P.S. Song 12 weiterlaufen lassen. Wer etwas Geduld hat, erlebt eine Überraschung!

 

2007, The Red Dirt Rangers ‚Motel Ranger’ Ranger Records 0701
2002, The Bottle Rockets  ‚Songs Of Sahm’ Blue Rose BLU LP0270 oder BLU CD0270
2002, Shawn Sahm, Same, Evangeline GEL 4047

 

Musik zum vierzigjährigen Jubiläum des Summers of Love

 

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Roulette Stereo-SR 42049 (Original 1967: RS 41045)

Das waren noch Zeiten. Als man mit seinem Girl nackt durch die taunassen Wiesen und Matten streifte und Minzen- und Melissenblättli für den morgendlichen Wassermanntee sammelte. Nach dem Motto ‚Finden ohne zu suchen’ füllte man seinen Beutel mit allerlei Grünzeugs, empfand den ungewollten Sprung in ein Brennesselgebüsch als belebende Fussmassage. Heimgekehrt operierte man sich gegenseitig all die eingefangenen Brombeerendornen aus den Fusssohlen, während die Räucherstäbchen und der Dampf des aufbrauenden Minzentees ein belebendes Gemisch bildeten und auf den beginnenden Tag einstimmten.
Dann aber hurtig an die Arbeit. Kein bequemes ‚Die Arbeit ruft, wir rufen zurück!’ oder ‚Gemütlich anfangen, aber dann unheimlich stark nachlassen!’
Aus gut abgehangenen Birkenholzstücken (natürlich Südhanglage und bei Vollmond gefällt, nur das garantierte die nötigen Vibes) schnitzte mann tellergrosse Peaceamulette, während frau selbstgefertigtes Henna in Jutesäcklein abfüllte oder Patchouliölfläschchen mit orientalischen Ornamenten verschönerte.
Und aus den Boxen dröhnten Krokodil („Morning Dew“) oder eben Morning Dew selber, womit wir endlich beim Thema wären.

Soeben ist eine Wiederveröffentlichung des raren Originals auf 180 g Vinyl auf den Markt gekommen. Eine gute Gelegenheit, sich wieder einmal in die alten Hippiezeiten zurückzuversetzen, zumal das Original auf Roulette wegen diverser Kerzenwachsrückstände schon lange nicht mehr abspielbar ist.

Wie verstaubt tönt diese Hippiemusik nach bald 40 Jahren?   
Kurze Antwort: Man kann sie immer noch hören, ohne zu erröten. Die Platte ist abwechslungsreicher Folkrock mit psychedelischen Anleihen und prima Gitarrenarbeit. Sie vermittelt gut die Peace-Summer-of-Love-Atmosphäre von 1967. Da wandert die Fuzz-Gitarre vom rechten auf den linken Kanal und wieder zurück, Chorgesang wechselt mit weiblichen und männlichen Stimmen ab, Umweltgeräusche werden eingeblendet, die Band tönt manchmal wie Audience, dann rhythmisch wieder wie Santana, ein anderes mal erinnert man sich an Cream und plötzlich verlangsamt sich der Sound und man eilt zum Plattenspieler, um zu sehen, ob der Motor seinen Geist aufgegeben hat.
Also: die ideale Platte zum vierzigjährigen Jubiläum des Summers of Love. Boxen an einem milden Sommerabend in den Garten stellen, angesagte Düfte bereitstellen, den Revox B 780 aufdrehen und siehe, unsere Girls bewegen sich wie damals, als alles noch leicht, neu und aufregend war und Peace und Love aus SF herüberschwappte und von einer Zeitenwende kündete.
Und die Kinder staunen, weil sie Papi und Mami noch nie so komisch erlebt haben.

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Polo Hofer, Duette 1977 - 2007

Ehret einheimisches Schaffen, darum schnell ab in den Ex Libris und die neue Polo-CD gekauft. Ist ja gegenwärtig ein ziemlicher Rummel um den Mann, zuerst Sam Mumenthalers Biographie, dann der Abschied von der Schmetterband mit einer Hühnerhaut-DVD aus der Mühle Rubigen, dann seine Krankheit, darauf die Wahl von Alperose zum besten Schweizer Song und jetzt seine Duett-CD mit viel Medienpräsenz.
Drum die Scheibe rasch hinein ins CD-Fach und Beine hochgelagert. Erstes Fazit: Der Spagat zwischen dem Süden der USA und dem Berner Oberland gelingt gut. Polo ist ein Rootsmusiker und man spürt seinen ehrlichen Zugang zur Musik bei jedem Ton und jeder Zeile. Da ist kein Kalkül und kein Schielen auf den Massengeschmack. Bei einigen Songs hab ich spontan die Repeattaste gedrückt, andere hab ich übersprungen, aber das eine Frage des Musikgeschmacks.
Die Repeater waren zuerst mal Alperose 07. Der Song verleidet einfach nie. Dann das Duett mit Gölä, ein echter Büezersong. Der Mann wird ja von der Medienintelligenzia landauf landab seit Jahren nach Strich und Faden fertig gemacht. "Hei Pfeuti, häsch d'Gitarre debii..." Und dann räblets los. Bravo!
Des weiteren sind es vor allem die Songs bei denen in den Credits steht: "adapt. Hofer": Nachtigall mit einer gewissen Sandee groovt gewaltig, "If I Needed You" mit Sina driftet nicht ins Kitschige ab wie zum Beispiel die Version mit Emmylou Harris und Don Williams, sondern tönt ehrlich und aufrichtig. Dann ist es der "Soul Shake", eine Erinnerung an die grossartige Sandra Goldner und Calvin Russells "Crossroad" mit Vera Kaa.
Alles in allem eine Platte, die für einige Zeit zuoberst auf meiner CD-Beige liegen wird. Als Digipack erhältlich, Vinyl wäre noch schöner!

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Aber warum, Herr Hofer, werden sie als ein so abgegriffener Herzbuur dargestellt?

 

Carl Carlton And The Songdogs

Ein gemütlicher Abend unter Freunden. Im Hintergrund dezent Musik. Was gerade so angesagt ist. Doch plötzlich horche ich auf. Was ist denn das? Ich bitte den Gastgeber, etwas mehr Saft zu geben. Wouh.... Das tönt ja wie die Stones, die irgendwo unten in den Sümpfen von Louisiana frisch von der Leber weg ihrer Lebensfreude freien Lauf lassen. Swamp-Rock. "God's Gift To A Man...". Die Hitze ist schweisstreibend, das Leben ist Party, Mardi Gras, New Orleans ist nicht weit. Die Girls tanzen. "Houston....El Paso", höre ich raus. Ich lasse mir das Cover geben. ???? Ein mysteriöser Umzug durch die Revolution Avenue. Ein Gitarrero mit Kopfschmuck hoch zu Ross. Leute jeglicher Hautfarbe stehen herum und staunen. Die Häuserkulisse erinnert mich an die Bourbon Street in New Orleans. Das Bild strahlt Lebensfreude aus. Doch Carl und der einäugige Hund hocken leicht abseits, nachdenklich. Die trauen der Sache nicht ganz. Der ganze Trubel scheint sie etwas zu überfordern. *Girl, I'm comin' home to you..." (Coming Home)
Ich leihe mir die CD aus und beginne noch in der Nacht mit der Suche im Netz.

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2001: EMI 7243 5 32389 2 6

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Der Schock kommt unmittelbar: Carl Carlton ist Deutscher und stammt aus Friesland! Peter Maffay, lese ich, Udo Lindenberg und das Panikorchester. Nicht, dass ich was gegen die hätte, ich hatte selber mal Freude daran, dass "Alles im Lot auf dem Riverboot" war. Aber Swamprock in Ostfriesland, das ist wie Sauna am Nordpol!
Das Booklet löst dann das Rätsel: Sonny Landreth, Levon Helm, Garth Hudson, Ian McLagan, The Legendary White Trash Horns (Jon Smith und Steve Howard). Jeder Name eine Legende. Für jeden, der sich ab und zu die Frage stellt, woher die Töne kommen, die gerade aus den Boxen tönen, ist da jeglicher Kommentar überflüssig. Doch wie kommt ein Ostfriese zu solchen Musikern? Keine Ahnung. Ich sehe einfach, dass die LP in Louisiana produziert wurde, in den legendären Dockside Studios unter der Leitung von Tony Daigle, der auch für die Arbeit mit B.B. King einige Grammys gewonnen hat.
Das Resultat ist umwerfend. So würden die Stones tönen, wenn sie sie noch hungrig wären! Nach den 13 Songs gibts nur eins: Wieder die Starttaste drücken. Die Vinylhunde und die Songdogs vertragen sich prima. Und die Offenbarung für uns alte Vinylfreaks: Diese Musik gibt es auch als Doppel-LP. Sofort auf die Suche! Schon das gemalte Cover (von Cartons Frau) lohnt den Preis.
"Revolution Avenue" ist die erste von drei CD's der Band. Ich bin gespannt auf die andern beiden. Hab gelesen, dass auch Bobby Keys dabei sein soll! Besten Dank an den Zufallsgenerator in Silvanos CD-Player für diese Offenbarung.

 

Dark Bar And A Jukebox

Wer mit dem hochglanzpolierten Popcountry Made in Nashville nichts anzufangen weiss, ist bei J.B. Beverley & The Wayward Drifters am richtigen Ort. Die Songs verraten die Nähe zu den Countryvätern Jimmy Rogers, Johnny Cash, Hank Williams, George Jones und Konsorten, werden aber ungeschliffen rauh und mit Ecken und Kanten frisch von der Lleber weg offeriert. Man glaubt sich in einem texanischen Honky Tonk, obwohl die Gruppe aus dem Mittleren Osten der USA (Maryland) stammt. Eine Platte, die in keine Schublade passt. Rootsmusik der besten Sorte.

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Helltrain Records HTR 0001 (2006)

In einer 29stündigen Aufnahmesession wurden die 13 Tracks eingespielt. Das Basis-Line-Up sieht so aus:

J.B. Beverley - Acoustic Guitar, Vocals
Dan "BanjerDan" Mazer - Banjo, Dobro, Mandolin
Jimmy Swope - Electric Guitar
Johnny "Lawless" Ray - Stand-Up Bass

Für die Aufnahmen dieser ersten Platte der Band wurden einige Freunde beigezogen und damit die Palette der Instrumente um Steel Guitar und Fiddle erweitert. Was auffällt ist das Fehlen des sonst allgegenwärtigen Schlagzeugs. Der Rhythmus wird allein durch den pumpenden Stehbass bestimmt.

Das Glaubensbekenntnis der Band wird im Titelsong "Dark Bar And A Jukebox" dargelegt:

They forgot ole Hank's sorrow
They've lost the "Man In Black"
They won't give George Jones a chance
To get his darlin' back
Now I don't need me no Opry
I don't need Music Row
Just six strings and some heartache
And I'll be good to go
 
Give me a dark bar and a jukebox
Over that radio
Toby just don't cut it
Give me Haggard give me Coe
I'm tired of watching Nashville
And it's washed up fashion show
Because you won't find no country
On country radio

They won't play no Dale Watson
They won't play Wayne The Train
They never play Ole' Hank III
And they don't know my name
But I'm tired of "Runway Cowboys"
And polished pop songs
What happenned to our roots man
Where did we go wrong

Und das beste kommt hier: J.B. Beverley, ein Freund der guten alten Schallplatte kündigt eine limitierte Vinylausgabe von "Dark Bar And A Jukebox" an, die ab sofort bestellt werden kann.
Hier die Adresse: http://www.waywarddrifters.com/index.html

Vielen Dank an Hanspeter Eggenberger, der in seinem Blog http://americana-usw.blogspot.com/ immer wieder solche Juwelen vorstellt.

 

Honky Tonk Heroes

Kurz gesagt: fantastische Songs (die meisten von Billy Joe Shaver) und eine grosse Stimme (Wayon Jennings) ergeben eine grossartige Platte und wahrscheinlich den Beginn dessen, was wir heute mit Americana bezeichnen.

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RCA APL1-0240 (1973)

Last Man Standing

Leider nicht auf dem Plattenteller, sondern nur im CD-Fach dreht sich fast rund um die Uhr Lerry Lee's letztes Aufbäumen vor dem Unausweichlichen. Aber im Gegensatz etwa zu Johnny Cash tönt es überhaupt nicht nach Altersgebrechlichkeit und Todesnähe, sondern es strotzt vor jugendlichem Rock'n'Roll. Da brennt noch das Feuer, die süsse kleine Sechzehnjährige wird besungen, mit einem Augenzwinkern zwar, nur die Great Balls Of Fire sind nicht mehr da, was auch nicht weiter schlimm ist.

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CD: edel 0176682ERE

Lerry Lee ist der letzte Überlebende von Sam Phillips legendärer Sun-Crew. Presley, Cash, Perkins und auch Phillips selbst machen jetzt Musik auf Wolke 7. Wenn man dem Artikel, der kürzlich im Rolling Stone über Jerry verfasst wurde, Glauben schenkt, stehts um seine (psychische) Gesundheit auch nicht mehr allzu gut.

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Umso mehr ist "Last man Standing" ein kleines Wunder. Und wenn man schaut, wer alles dabei ist, kommen einem die Tränen:

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Höhepunkte gibts viele, Aussetzer wenige. Mein persönlicher Favorit als alter Stones-Fan: Das Duett mit Mick Jagger (Evening Gown).

Lichtblick, was das Outfit anbelangt: Die CD kommt nicht im unsympatischen Jewel Case, sondern als Digipack mit reich illustriertem Booklet.

 

Some Folks By The Dukes Of Hamburg

Die Stones, die Lords? Nein, The Dukes Of Hamburg! Frech stehlen sie Plattencovers und Musik aus den Sechzigern und preschen los, dass die Fetzen fliegen! Eine Offenbarung für alle jene, die den Beat der Sixties noch in den Ohren haben und im Herzen spüren.
Dies ist die vierte LP der Jungs aus San Francisco und die beste bisher. Unbedingt reinhören und beobachten, wie die Hühnerhaut wieder mal Guten Morgen sagt! Frohe Nachricht für diejenigen, die vom rechten Weg abgekommen sind: Es gibt die Platte erstmals auch auf CD.

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Vinyl: GEARHEAD RPM 031


Die ersten drei Scheiben kamen auf dem Dionysus-Label heraus. Hier sind sie in der Reihenfolge, wie oft sie auf meinem Plattenteller liegen:

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