Schweizer Beat auf LP's Die Basler Gruppe "Hula Hawaiians" brachte als erste neue Töne in die Schweizer Stuben. Neben dem Pedal-Steel-Südsee-Feeling konnte man schon ganz freche Sounds und Rhythmen entdecken. Hier beginnt ganz klar der "Stromgitarrensound", der dann die Seele der ganzen Beatbewegung bildete.
Die EX LIBRIS-Platte ist heute noch ab und zu auf Flohmärkten für 2 Fr. zu finden. Doch ihr Schwerpunkt liegt sehr stark auf der Hula-Seite. Rockigere Tracks sind auf einer Baer-Familiy-Platte dabei (Hilo March, Bear Family Records CD BCD 16169 AH). Sie enthält 32 Songs aus den Jahren 1955 - 68, ist aber leider nur als CD erhältlich. Doch erst 1965 ging es richtig los. Die Basler Gruppe "The Pirates" unterschrieb einen Plattenvertrag mit der Luzerner Firma Layola Records. In Riehen wurde im Schnellverfahren eine Platte aufgenommen. Mitproduzent, man höre und staune, war der berühmte Giorgio Moroder. Kurz bevor die Platte erschien, wurde der Name der Band in "The Sevens" geändert, weil es in Frankreich bereits eine Twistband mit Namen "Les Pirates" gab.
Die Platte erschien im für Layola-Platten üblichen Outfit: Ein gefalteter Karton, der von einer Plastikhülle geschützt war. Sie ist heute eine der gesuchtesten Beatplatten der Welt. Im Pokorabuch hat sie das Maximum von 6 Sternen.
Es ist zu bemerken, dass es sich bei den ersten beiden Platten um unauthorisierte Schwarzpressungen handelt und nur die dritte Platte eine offizielle Veröffentlichung ist. Doch was die Basler können, das können die Zürcher erst recht. "Les Sauterelles", die Swiss-Beatles, waren damals schweizweit die bekannteste Band, die sich der neuen Musik aus England verschrieben hatte. Aus ihrem Plattenvertrag mit Columbia resultierte 1966 die erste LP der Gruppe um Toni Vescoli.
Im selben Zeitraum erschienen zwei Sampler, die mehr oder weniger die gesamte deutschschweizer Beat-Prominenz versammelte: "Swiss Beat Live" und "The Beat Bomb".
Der Columbia-Sampler umfasst Live-Aufnahmen von einem Konzert im Restaurant Salmen in Schlieren mit "Les Sauterelles", "The Counts" und "The Dynamites", Die 2. LP der "Sauterelles erschien mitten in der Flowerpower-Aera, was an der ganzen Aufmachung unschwer zu erkennen ist.
Aufgepasst: Der Schweizer Foldout-LP war ein 93 x 62 cm Poster beigefügt, der jedoch nur selten noch vorhanden ist. Die Ostschweiz wurde, wie so oft, auch in Sachen Beat, als Provinz abgetan. Falsch. Als die Jugendzeitschrift POP einen Wettbewerb ausschrieb, um die beste Schweizer Rhythm-and-Blues-Gruppe zu ermitteln, kam auch eine St.Galler Band zum Finale am 25. November 1967 ins Hazyland nach Zürich: "The Shiver", eine Dreimanncombo, die sich unter Führung von Dany Rühle, einem Ausnahmekönner auf der Gitarre, im Umkreis des Musikclubs Africana in St.Gallen gebildet hatte.
Bei der 2. Ausschreibung des Wettbewerbs 1968 ging es nur um die Frage: Wer schlägt die "Shiver". Klare Antwort: Niemand! Die Band räumte nochmals ab und auch bei den besten instrumentalisten gingen 3 Hauptpreise an die Mitglieder der Band.
2005 erschien in Korea eine schöne Nachpressung der LP mit grossen Giger-Poster und einem sehr informativen Swiss Rock Family Tree, der die wichtigsten Bands und ihre personellen Wechsel in den Sechzigern illustriert. (Merry-Go-Round BMRL Records 1003) Und was tat sich in Bern? Die "Livings" sorgten für die erste LP einer Berner Beatband.
Aus Mitgliedern verschiedener Bands bildete sich gegen Ende des Jahrzehnts eine Supergroup. "Krokodil", so hiess das Vehikel. Schlagzeuger Düde Dürst, ein gelernter Grafiker, kam von den "Sauterelles" und war für das Artwork der ersten LP zuständig.
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